Brückenbauer zwischen Kunst und Wirtschaft


Alexander Goebel begeistert ein Millionenpublikum auf der Bühne. Aber er hat auch der Wirtschaft etwas zu sagen. Am 4. November tut er das beim 25. Tiroler Wirtschaftsforum in Innsbruck.

Um die künstlerische Karriere des Alexander Goebel auch nur annähernd zu skizzieren, benötigt man ein dickes Buch. Musiker in einer Rockband, die Gründung einer Kindertheatergruppe, Engagements als Schauspieler auf den großen österreichischen Bühnen sowie in zahlreichen Filmen und eine beispiellose Karriere als Musicalstar sind nur die äußeren Eckpunkte im Leben des Vielseitigen. Als ob das noch nicht genug wäre, hat sich Alexander Goebel zusätzlich einer, wie er es selbst nennt, Meta-Mission verschrieben: Er möchte die Partnerschaft zwischen Kunst und Wirtschaft auf völlig neue Beine stellen.

Herr Goebel, wie kommt es, dass ein Künstler zum Brückenbauer zwischen Kunst und Wirtschaft wird? Meist funktioniert es ja nur umgekehrt, der Industrielle wird zum Mäzen.
Gerade dieses Wohlwollende des Mäzenatentums geht mir gehörig auf die Nerven. Das heißt ja nichts anders, als dass der Künstler das Büro in gebückter Haltung betritt und rückwärts schreitend wieder verlässt. Das ist einfach eine Schande! Wir brauchen eine neue Form der Partnerschaft.

Wenn sich aber Kunst und Industrie auf Augenhöhe begegnen, dann sollten beide davon profitieren. Worin liegt nun der Profit für die Wirtschaft?
Ich sage bei jeder Gelegenheit, dass in jede Vorstandssitzung eigentlich ein Künstler gehört. Nur wir sind nämlich unabhängig und haben keine Angst davor, die richtigen Fragen zu stellen. Wir sind auch diejenigen, die mit Emotionen umgehen können. Und davon braucht ein Unternehmen eine ganze Menge davon. Am Ende eines jeden Produktes steht nämlich der Konsument, und der kauft ohne Emotion gar nichts.

Was steht umgekehrt auf ihrer Wunschliste an die Wirtschaft ganz oben an erster Stelle?
Verlässlichkeit! Auch ein Künstler muss auf mindestens fünf Jahre vorausplanen. Da nützt es nichts, wenn er ein Jahr lang unterstützt wird und dann, weil es dem Unternehmen schlechter geht, wieder mit leeren Händen dasteht. So kann man kein Musical auf die Bühne bringen. Es muss eine Partnerschaft entwickelt werden, auf die man sich verlassen kann.

Partnerschaft heißt auch, dass beide Seiten voneinander lernen. Kann die Kunst überhaupt etwas von der Wirtschaft lernen?
Natürlich, und zwar den Umgang mit Geld. Das Kalkulieren ist auch für Künstler sehr wichtig. Von wem sollen sie das lernen, wenn nicht von der Wirtschaft? Auf den Kunstschulen wird dieser Bereich leider völlig ignoriert. Da lernt man nicht einmal die Grundbegriffe der Buchhaltung. Die Folge ist, dass die jungen Künstler Galeristen die Hände fallen und von diesen ausgebeutet werden.

Was würden Sie der Führungskraft eines Unternehmens gerne ins Stammbuch schreiben?
Suche den Sinn! Der Sinn ist nämlich das maßgebliche Motiv, das den Leuten hilft, das sie weiter bringt und das Ideen fördert. Es entsteht großes Unglück, wenn der Sinn fehlt. Das gilt übrigens auch für den privaten Bereich. Mann trennt sich immer dann, wenn das weitere Zusammenleben keinen Sinn mehr macht. Als Zweites möchte ich noch den Erzfeind jeglicher Innovation hinzufügen. Sobald der Satz «So haben wir es immer gemacht» auftaucht, ist höchste Vorsicht geboten.

Mit Alexander Goebel sprach Ewald Oberthanner

Foto: Inge Prader

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