Viele nennen George Lois den «wahren Mad Man» – nach der TV-Serie, die den ehrgeizigen Werbefachmann Don Draper und die Werbeszene im New York der frühen 1960er Jahre porträtiert. Der mittlerweile 80-jährige Lois hasst diesen Vergleich. Zwar hat er vor genau 52 Jahren, in der ersten Woche des Jahres 1960, die weltweit zweite Kreativ-Agentur Papert Koenig Lois gegründet. Aber ansonsten gäbe es keinerlei Ähnlichkeiten zwischen der «nervtötenden Sendung» und der «turbulenten Achterbahnfahrt der 1960er Jahre» mit Bürgerrechtsbewegung, Frauenbewegung, Vietnamkrieg etc., befindet Lois. Und außerdem habe er mit 30 besser ausgesehen als Don Draper.
George Lois, Sohn eines griechischen Blumenhändlers aus der Bronx, ist eine Kultfigur der Werbesezene – revolutionärer Vordenker, unkonventioneller Grafik-Designer, gefeiertes Ausnahmetalent. «Superheld der Werbebranche» tituliert ihn das Wall Street Journal. Von Lois stammt das Konzept der «Big Idea», seine Titelbilder für das Magazin Esquire hängen im Museum of Modern Art, seine neun Bücher haben Generationen von Kreativen beeinflusst.
Vor kurzem ist dieses kleine Büchlein mit dem unbescheidenen Titel «Verdammt gute Tipps (für Leute mit Talent)» erschienen. In 120 kurzen, selten länger als halbseitigen Gedankensplittern und vielen farbigen Abbildungen gibt Lois nicht nur Karrieretipps für die Kreativbranche sondern erlaubt tiefsinnige Einblicke in seine Denk- und Arbeitsweise.
Auch ohne die Besessenheit des mittlerweile 80-Jährigen, der drei Stunden Schlaf pro Nacht ausreichend findet und seine Ideen auch schon mal gegenüber Klienten durchboxt, indem er sich auf den Fenstersims stellt und mit Selbstmord droht, profitiert man vom Destillat seiner jahrzehntelangen Erfahrungen in diesem Büchlein. Und es macht richtig Spaß, immer wieder darin zu schmökern.