Der kreative Unterschied


Innovative Ideen werden Unternehmen in Zukunft den entscheidenden Wettbewerbsvorsprung bringen.

Gute Ideen von gestern können zu schlechten Problemlösungen von morgen werden», mit diesem Satz drücken die Autorinnen aus, was Unternehmen vor dem Hintergrund sich ständig verändernder Märkte am meisten fürchten: kreativen Stillstand. Um heute auf Dauer erfolgreich zu sein, gilt es, wichtige Entwicklungen nicht zu verschlafen und nicht verbissen an alten Konzepten festzuhalten. Eine offene Geisteshaltung, die auch den Mut beinhaltet, Altes hinter sich zu lassen, ist dabei eine Fähigkeit, die Unternehmen vermehrt von ihren Mitarbeitern einfordern. Es darf und soll innovativ gedacht werden, um die Konkurrenz hinter sich zu lassen.
Annette Blumenschein und Ingrid Ute Ehlers widmen sich in ihrem Buch «Ideen managen» dem kreativen Potenzial in Unternehmen. Sie verbinden strategisches Vorgehen und kreative Ideen in produktiver Weise und zeigen auf, wie es möglich ist, Kreativität zu fördern und neue Ideen und Lösungsansätze auch zu realisieren.

Kreativität als Allgemeingut

Kreativität ist nach dem Verständnis der beiden Autorinnen keineswegs nur für die klassischen Kreativberufe reserviert. Es ist eine Fähigkeit, über die alle Menschen verfügen, und nicht nur ein magisches, schwer zu fassendes Etwas, das Wenigen vorbehalten ist. Kreative Ideen sollen im beruflichen Alltag Einzug halten. Aus der aktiven, kreativen Gestaltung der Umwelt erwächst dem Einzelnen auch eine größere Zufriedenheit und Motivation.

Kreativität fördern

Das Schlüsselwort, um seine Gedanken auf «kreativen Kurs» zu bringen, lautet: Neugier. Die Autorinnen rufen dazu auf, nicht müde zu werden, Dinge zu hinterfragen und sich dabei eine kindliche Herangehensweise zu bewahren. Neben einer neugierigen Grundhaltung gibt es aber noch mehrere Möglichkeiten, um Ideen sprudeln zu lassen. Langes Grübeln und Nachdenken führt oftmals nicht zur Erleuchtung, erst wenn dann eine Ruhepause eingelegt wird, stellt sich der gewünschte Geistesblitz plötzlich ein. Denn während einer Ablenkung arbeitet das Gehirn weiter und die Lösung kommt ganz von selbst.

Strukturiert oder fließend

Auch die Unterscheidung zwischen dem divergenten und konvergenten Denkstil und ihr bewusster Einsatz helfen bei der Ideenfindung weiter. Konvergent ist das zielgerichtete Denken, während als divergent ein fließender, logisch nicht nachvollziehbarer Denkstil bezeichnet wird. Zur Entwicklung neuer Ideen in einem Kreativteam werden Phantasie, Emotionen, Bilder und räumliches Vorstellungsvermögen benötigt. All dies sind Anwendungsbereiche des divergenten Denkstiles: Die Ideen können wild durcheinander strömen. Wenn aber Zahlen, Daten und Fakten im Team besprochen werden, bietet sich logisches, strukturiertes Denken an. Je nach Problemstellung kann durch die Wahl eines bestimmten Denkstiles die Lösung einfacher auf den Weg gebracht werden.

Den Blickwinkel verändern

Ein Perspektivenwechsel kann ebenso den Anstoß zu neuen kreativen Ideen geben. Walt Disney, der erfolgreiche US-amerikanische Filmproduzent, hat sich die Idee des räumlichen Perspektivenwechsels auf eindrucksvolle Weise zu Nutze gemacht. Er richtete sich drei verschiedene Arbeitsräume ein, die ihn passend zur jeweiligen Aufgabe in die entsprechende Stimmung versetzen sollten.
Der Raum des «Träumers» wurde als Oase der Ruhe gestaltet, in der Walt Disney seine Gedanken schweifen lassen konnte. Der zweite Raum des «Machers» war dagegen nüchtern eingerichtet. Er sollte seine Besucher zu klaren Äußerungen und realistischen Einschätzungen über die Verwirklichung von Ideen veranlassen. Der dritte Raum des «Kritikers» glich schließlich einer spartanisch eingerichteten Kammer. In diesem Ambiente, das auch kleinste Details sichtbar werden ließ, sollten nun die entwickelten Ideen beurteilt werden.
Der gleiche Effekt kann auch einfacher erzielt werden, indem man drei Stühle im Büro an unterschiedlichen Orten platziert und diese nacheinander besetzt. Der Stuhl des «Träumers» könnte etwa ein Sitzball sein, der Stuhl des «Machers» vielleicht ein klassischer Bürostuhl und ein einfacher Hocker kann als Stuhl des «Kritikers» dienen. Der physische Wechsel der Position reizt die Sinne und führt dazu, die Wahrnehmung neu zu schärfen.

Kreatives Klima

«Kreativitätsvampire» nennen Blumenschein und Ehlers jene Faktoren, die Kreativität im Keim ersticken. Angst, Routine, Zweifel oder Stress sind Beispiele für solche Ideenkiller, haben sie erst einmal in den Köpfen Einzug gehalten, bleibt kaum mehr Raum für Kreativität.
Die wichtigste Gegenstrategie, die diese Störfaktoren zurückdrängt, ist die Förderung eines kreativen Klimas. Kreativität kann nicht im Befehlston herbeigewünscht werden – kreative Ideen kommen von selbst, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Mitarbeiter, die mit ständigem Misstrauen sowie geringer Wertschätzung von Seiten ihres Vorgesetzten konfrontiert sind, werden sich darauf beschränken, nur das Nötigste zu erledigen. Ein gedanklicher Mehraufwand, wie das Entwickeln neuer Ideen, wird eher nicht aufgebracht – zu groß ist die Angst irgendetwas falsch zu machen. Kreative Führungskräfte agieren anders. Sie vertrauen auf die Fähigkeiten ihrer Angestellten und räumen Handlungsspielraum ein. Ein Begleiten von innovativen Ideen durch konstruktives Feedback und echte Kommunikation kennzeichnen diesen Führungsstil. Engagement sowie Identifikation mit Tätigkeit und Organisation sind die Folge.

Phasenweiser Erfolg

Die Autorinnen wollen Kreativität aber nicht nur wecken, sondern zeigen mit ihrem Buch auch einen Weg, gewonnene Ideen umzusetzen. Ziel ist es, Kreativität zu einem kalkulierbaren Faktor zu machen. Harte Arbeit allemal, aber mit den praktischen Tipps der beiden Autorinnen werden Mitarbeiter schlussendlich zu eigenverantwortlichen «Unternehmern im Unternehmen».

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