Vom Glück der Muße


«Wir arbeiten, um Muße zu haben», schrieb bereits Aristoteles und charakterisierte damit das Lebensideal der Antike. In seinen Schriften zur Staatstheorie geht er sogar soweit, es zur Aufgabe des Gesetzgebers und Ziel der Erziehung zu erklären, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass Muße geschehen könne. Das deutsche Lehnwort «Schule» leitet sich vom griechischen Wort für Muße ab. «Für die Alten waren das Lernen und Lehren also eine Zeit der Muße: Sie war frei von dem Zwang, sich um den materiellen Lebensunterhalt zu kümmern», erläutert Anselm Bilgri in seinem soeben erschienenen Buch «Vom Glück der Muße».

Den Wandel vom erstrebenswerten Ziel des antiken Menschen bis zum «Work-Life-balancierenden» modernen Menschen beschreibt der ehemalige Benediktinermönch und Prior des Klosters Andechs, der seit 2004 als Coach tätig ist, in seiner kurzen Geschichte der Muße. Leicht verständlich erläutert er die religiösen, spirituellen und philosophischen Konzepte und zeigt, wie etwa mit Beginn des Mittelalters die Arbeit der Muße erst gleichberechtigt gegenübergestellt wurde und schließlich Viel-zu-tun- und Keine-Zeit-haben fast zu Statussymbolen des Erfolgs avancierten. Muße meint übrigens weder Freizeit, noch Müßiggang. Muße meint Zeit zum Innehalten, Zeit für sich selbst, frei vom Zwang, seinen Lebensunterhalt zu sichern.

Die eingangs zitierte Aussage des Aristoteles, dass wir arbeiten, um zu leben und nicht leben, um zu arbeiten, werden viele nicht spontan unterschreiben. Das zeigen auch einige Fallbeispiele realer Biografien, die Bilgri in sein Buch aufgenommen hat. Kleine Übungen und Fragen zur Selbstreflexion geben am Ende jedes Kapitels Anstöße, das eigene Leben «mußevoller» zu gestalten und so das Glück im Alltag zu finden.

Foto: Monkey Business/Fotolia

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